Das hat es in Stavenhagen lange nicht gegeben. Ein Festwochenende mit vielen Höhepunkten rund um unseren plattdeutschen Dichter!
Los ging es an Reuters 150. Todestag am Freitag, dem 12.07. mit der Kranzniederlegung am Reuterdenkmal durch den Stadtpräsidenten und den Bürgermeister. Auch auf dem Eisenacher Friedhof an Reuters Grab wurden gleichzeitig Blumen niedergelegt. Die Liveübertragung konnte man auf dem Marktplatz verfolgen. Der Reuterchor sang dazu und das Trio INCIPIT unterhielt die Anwesenden mit klassischer Musik. Einige Schüler des Reuterstädter Schulcampus lasen kurze Sequenzen anderer Schriftsteller über Fritz Reuter vor und gaben schon einen Ausblick auf das später aufgeführte Stück „Kein Hüsung“. Zur Kranzniederlegung kamen auch Mitglieder aus unseren Partner- und Freundschaftsstädten, wie aus Silalé und Eisenach.
Danach begann um 17.00 Uhr die historische Festsitzung im Schloss. Nicht nur die Stadtvertreter waren anwesend, sondern auch Vertreter aus Politik, Reuterkenner, die Bürgermeister der Nachbarstädte und der amtsangehörigen Gemeinden, die Vertreter der Partner- und Freundschaftsstädte sowie für Stavenhagen wichtige Persönlichkeiten. Eröffnet wurde die Sitzung, wie alle Stadtvertretersitzungen, durch Klaus Rißer, den Stadtpräsidenten Stavenhagens. Zur Auflockerung zwischen den Reden unterhielt INCIPIT die Gäste mit klassischen Werken. Herr Dr. Grundmann von der Fritz-Reuter Gesellschaft informierte die Gäste über das Leben und Wirken Reuters. Der Bürgermeister, Stefan Guzu, gab in seiner Ansprache einen Abriss über 75 Jahre Stavenhagen. Er berichtete von Hochzeiten und Tiefschlägen seit 1949. Im Anschluss überbrachte die Wissenschaftsstaatssekretärin Susanne Bowen Grüße aus der Staatskanzlei zu den Stadtjubiläen, bevor Herr Rißer die Gäste zur Eröffnung des Buffets mit dem Anschnitt einer Reutertorte durch Frau Bowen und Herrn Guzu einlud.
Nachdem sich die Gäste am Buffet gestärkt hatten, führte „Mudder Schulten“ alle Teilnehmer der Festsitzung auf den Marktplatz zur Uraufführung des Stückes „Kein Hüsung – eine Stadt spielt Fritz Reuter“. Die Erwartungen waren groß, die Latte hochgelegt und die Erfolge von 1960 schienen aus der Vergangenheit zu uns hinüber. Im Jahr 1960 wagten sich erstmals Laiendarsteller aus Puchow, einem kleinen Dorf in Mecklenburg, an das wohl sozialkritischste Werk des großen mecklenburgischen Dichters Fritz Reuter. Ein ganzes Dorf spielte ‚Kein Hüsung‘ und mehr als zwanzigtausend Menschen besuchten dieses Stück.
Jetzt, im Jahr 2024, nach sechzig Jahren, wurde es erneut aufgeführt, diesmal in der Reuterstadt Stavenhagen. Wieder machten sich Laiendarsteller daran von Liebe, Leid, Tod und Vertreibung zu erzählen.
Schon lange war der Marktplatz um 20.00 Uhr nicht mehr so gefüllt. Trotz Regenvorhersage meinte es der Wettergott gut mit den Akteuren und Zuschauern. Rund 1000 Leute freuten sich auf das Stück in hochdeutscher Sprache, bei welchem Herr Trautmann Regie führte und die dramaturgische Inszenierung leitete. Das Publikum fühlte sich 1 ½ Stunden sehr gut unterhalten, was zu frenetischem Beifall am Ende des Stückes führte. Die Brücke in die Vergangenheit schlugen der Darsteller des Johann von 1960 Arnold Neuendorf, inzwischen 91 Jahre alt, und der damalige Regieassistent Günter Kampe. Arnold Neuendorf kehrte in seine Rolle zurück und übernahm am Ende der Inszenierung einen kleinen Part. Das Publikum war begeistert und emotional ergriffen.
Aber damit nicht genug. Ein Stufenfeuerwerk sollte den gelungenen Abend abrunden. Da es bis zum Dunkelwerden noch etwas dauerte, unterhielten drei Stelzenläuferinnen das Publikum und brachten Groß und Klein viel Spaß. Punkt 23.00 Uhr wurde das Nachtprogramm, eingeleitet durch eine Feuershow, eröffnet. Als dann vom Balkon des Literaturmuseums ein Opernsänger sang, hatte wohl jeder im Publikum eine Gänsehaut. Das zur Musik und mit Lichteffekten abgestimmte Feuerwerk begeisterte alle Zuschauer restlos. Dieser Tag, gespickt mit vielen Höhepunkten war ein gelungener Auftakt in die Reuterfestwoche.
Am Samstag war ganz Stavenhagen früh auf den Beinen, denn um 10.00 Uhr sollte der große Festumzug mit allen Vereinen, Gewerbetreibenden und Partnern unserer Reuterstadt beginnen. Die Route führte vom Markplatz über die Neue Str. und den Gülzower Damm zur Str. des Friedens. Weiter ging es über die August-Seidel Str., zur Malchiner Str. und dann zurück zum Marktplatz. Zahlreiche Zuschauer an der Strecke bejubelten die Vorbeiziehenden und erfreuten sich an den schönen Kostümen und natürlich an den Leckereien, die der ein oder andere ins Publikum warf.
Zurück auf dem Markt, trennten sich die Fahrzeuge vom übrigen Umzug und die Gäste und Mitwirkenden wurden zum Bürgerfest in den Schlossgarten geleitet. Hier präsentierten sich eindrucksvoll unsere städtischen Vereine und boten neben der Mittagsversorgung auch etliche Highlights für die Kleinsten an. Die Palette reichte von Mal- und Bastelangeboten, über eine Hüpfburg, einen Kletterturm, eine Seifenblasenstation, Ponyreiten, Hundeshow, eine Soccer-Arena, Zorbballs, ein Kettenkarussell, Kinderschminken und vieles, vieles mehr. Das DRK, die Feuerwehr, die Polizei und das Stockcar Team beteiligten sich mit einer Technikschau und boten den Gästen einmalige Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Natürlich durfte auch eine Oldtimerausstellung nicht fehlen.
Graffiti Jam im Schlossgarten. Unter der Leitung von Tony Schumalla entstanden im Laufe des Samstages tolle Graffitikunstwerke. Ca. 25 Künstler aus ganz Deutschland arbeiteten akribisch an den Werken, die nun vorerst eingelagert und zu gegebener Zeit ausgestellt werden.
Alle Besucher zeigten sich begeistert von der Fülle der Angebote, die für Groß und Klein etliches zu bieten hatten.
Ein weiterer Höhepunkt im Schlossgarten war der Auftritt des Landespolizeiorchesters, begleitet von der Sängerin Katrin Lièvre. Als klingender Botschafter der Polizei und des Landes Mecklenburg-Vorpommerns unterstützt das Orchester die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei und begeistert im Laufe des Jahres bei mehr als 130 Auftritten das Publikum.
Währenddessen spiele auch auf der Marktplatzbühne die Musik. Die Kinder der Kita „Lütt Matten“ hatten sich extra für diesen Tag ein kleines Programm ausgedacht und bezauberten die Zuschauer. Auch unser Folklorenensemble und die Danz-& Trachtengruppe aus Remplin und Gnoien brachte das Publikum ordentlich in Schwung.
Am Abend folgte die zweite Aufführung des Laientheaterstücks „Kein Hüsung – eine Stadt spielt Fritz Reuter“, welches erneut den Markplatz füllte. Im Anschluss begeisterte Nora Gauger während ihres Taschenlampenkonzerts die Gäste und lud zum Verweilen ein. Zum Abschluss des Tages legte DJ Stefan aus Neukalen im Schlossgarten auf und gab so allen Besuchern die Möglichkeit, ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden zu feiern.
Am Sonntagmorgen, ab 10.00 Uhr verabschiedete der Bürgermeister die Teilnehmer aus den Partnerstädten. Einige waren schon abgereist, aber die Delegationen aus Silalé und Eisenach fanden sich noch einmal im Schloss zum gemeinsamen Ausklang des Wochenendes ein. Gefreut haben wir uns sehr, dass Herr Kunze aus Werdohl, der viel für die partnerschaftlichen Beziehungen unserer beider Städte getan hat, mit einer Ehrenurkunde gewürdigt wurde. Angeregt hat dies der Arbeitskreis Städtepartnerschaften, der ebenfalls mit fünf Mitgliedern an der Verabschiedung teilnahm. Herr Kunze besuchte die Feierlichkeiten in Stavenhagen und freute sich sichtlich über die Würdigung.
Mit dem Public Viewing zum EM-Finalspiel England gegen Spanien ab 21.00 Uhr am Sonntagabend auf dem Marktplatz endete dieses aufregende Festwochenende.
Wir bedanken uns bei allen kleinen und großen Akteuren, bei allen Partnern und Helfern der Stadt sowie bei allen Vereinen und Gewerbetreibenden für ihr ganz persönliches Engagement bei diesem großartigen Fest.
Nun bleibt uns nur noch zu sagen: Es war wunderschön.
Die Redaktion
Fotos der Höhepunkte des Festwochenendes finden sie auf unserer Homepage unter:
https://www.stavenhagen.de/rathaus-politik/aktuelles/jubilaeumsjahr-2024